MORAPOL
- Knill, Christoph - Projektleiter*in
- FB Politik- und Verwaltungswissenschaft
(2017): Wandel und Persistenz in der Drogenpolitik : Eine Untersuchung zur Regulierung der Nachfrage nach illegalen Drogen in Europa |
Die Studie untersucht Wandel und Persistenz in der Regulierung der Nachfrage nach illegalen Drogen in Europa am Beispiel der Schweiz, Portugal und Deutschland. Alle drei Staaten verfolgten seit den 1970er Jahren einen restriktiven Regulierungsansatz im Hinblick auf nachfrage- bzw. konsumbezogene Handlungen. Während in Deutschland bis heute an einem solchen konsequent festgehalten wird, kam es in der Schweiz durch zwei „depönalisierende“ Reformen in den Jahren 2002 und 2012 sowie in Portugal durch eine „entkriminalisierende“ Reform im Jahr 2000 zu liberalem Wandel in der Nachfrageregulierung. Die Studie setzt sich daher mit der Frage auseinander, wie sich der Wandel in der Nachfrageregulierung in der Schweiz und in Portugal sowie die regulative Persistenz in Deutschland erklären lassen. Der zeitliche Fokus liegt dabei auf den drogenpolitischen Entwicklungen in den drei Staaten seit Beginn der 1990er Jahre. Im Fall der Schweiz wird zudem untersucht, weshalb 2004 ein weit vorangeschrittenes Reformvorhaben zur Strafbefreiung des Cannabiskonsums scheiterte. Zur Beantwortung der Forschungsfragen werden die Einzelfälle mittels „process-tracing“ analysiert. Der Multiple-Streams-Ansatz von John Kingdon dient dabei als analytische Interpretationshilfe zur Rekonstruktion der Fälle. Die Ergebnisse der Fallstudien werden anschließend miteinander verglichen. Die Studie zeigt, dass in der Schweiz und in Portugal – im Gegensatz zu Deutschland – „policy entrepreneurs“ Möglichkeitsfenster nutzten, um Reformvorschläge auf die politische Agenda zu setzen und erfolgreich auf deren Durchsetzung hinzuwirken. Diese gelang auch deshalb, weil die Reformen nicht auf die Abschaffung des Verbotes und der Ahndung konsumbezogener Handlungen als „Fundamente“ des restriktiven Regulierungsansatzes abzielten und von den „policy entrepreneurs“ nicht als Bruch mit dem bisherigen Regulierungsansatz, sondern als Mittel zu dessen Optimierung propagiert wurden. Ein solches „framing“ stellte zudem das dem restriktiven Regulierungsansatz zugrundeliegende Werte- und Normensystem nicht (grundsätzlich) infrage. Forschungszusammenhang (Projekte) |
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(2016): Leben und sterben lassen : Die Regulierung der embryonalen Stammzellforschung und Sterbehilfe in Deutschland |
Die vorliegende Dissertation geht der Frage nach, welche Faktoren das Reformtempo bei Biomedizinpolitiken beeinflussen. Dazu werden die beiden Moralpolitiken Sterbehilfe und embryonale Stammzellforschung in Deutschland über den Zeitraum von 1990 bis 2014 untersucht. Während sich bei der embryonalen Stammzellforschung ein relativ hohes Re-gulierungstempo zeigt, verläuft die Regulierung der Sterbehilfe vergleichsweise schlep-pend. Den theoretischen Rahmen der Dissertation bilden der akteurzentrierte und der dis-kursive Institutionalismus. Diese neoinstitutionalistischen Ansätze werden durch die Theo-rie des durchbrochenen Gleichgewichts ergänzt, um die dynamische Komponente im Re-formtempo zu erfassen. Aus diesem Rahmen wird eine Reihe von Erwartungen abgeleitet und an zwei umfangreichen qualitativen Fallanalysen überprüft. Für die Analysen werden komparative, kongruenzanalytische Methoden und die Diskursnetzwerkanalyse verwendet. Die Ergebnisse zeigen, dass es eine Reihe von Faktoren gibt, welche Einfluss auf das Re-gulierungstempo nehmen. Insbesondere die Erblast, die Problemperzeption, die Koalitio-nen und Konfliktfähigkeit von Interessensvertretungen sowie die Fähigkeit der politischen AkteurInnen, Einfluss auf das Framing des Entscheidungsprozesses zu nehmen und die rechtlichen Verfahrensmuster adäquat einzusetzen, entscheidet über die Reformgeschwin-digkeit. Wesentlich ist auch, ob ein Thema der Gruppe der latenten oder manifesten Mo-ralpolitiken zugeordnet werden kann und ob es vollständig der gesetzlichen Regulierung oder teilweise der Selbstregulierung durch nicht-staatliche AkteurInnen unterliegt. Zudem zeigt die Analyse, dass die Methodentriangulation die Erkenntnisse absichern und einen vertieften Einblick in die Bedeutung des Diskurses für den Politikwandel bieten kann. Forschungszusammenhang (Projekte) |
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(2013): Framing and policy change after shooting rampages : a comparative analysis of discourse networks Journal of European Public Policy. 2013, 20(3), pp. 390-406. ISSN 1350-1763. eISSN 1466-4429. Available under: doi: 10.1080/13501763.2013.761508 |
In this contribution, we comparatively analyse the discourse networks generated by three shooting rampages. We formulate hypotheses on the extent to which (a) the framing cohesion of the status quo coalition and (b) the perceived causal complexity of the event are associated with varying degrees of subsequent gun policy change. Drawing on news reports in major newspapers, we collect information on actors and frames and systematically analyse those data with the tool Discourse Network Analyzer. The networks show that major gun policy change is possible if the status quo coalition is internally divided and the event's causal complexity is low. Incremental adjustments are also likely if the status quo coalition lacks cohesion, but if additionally causal complexity is high, i.e., the problem signified by the event is disputed. Finally, if the status quo coalition manages to retain its framing cohesion, deadlock is likely to occur regardless of the event's perceived causal complexity. Forschungszusammenhang (Projekte) |
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(2013): Moralpolitik am Beispiel von Einstellungen zum Schwangerschaftsabbruch in Deutschland. Eine vergleichende Längsschnittstudie von Gesellschaft und politischen Akteuren Zeitschrift für Politikwissenschaft. 2013, 23(1), pp. 77-102. ISSN 1430-6387. Available under: doi: 10.5771/1430-6387-2013-1-77 |
Ob und unter welchen Umständen ein Schwangerschaftsabbruch erlaubt sein sollte, ist in Gesellschaft und Politik eine besonders strittige Frage. Seine Regulierung wurde in Deutschland dementsprechend von breiten und kontrovers geführten Debatten begleitet. Der Schwangerschaftsabbruch wird zur Gruppe der sogenannten Moralpolitiken gezählt, die sich durch grundlegende Wertekonflikte auszeichnen und daher nur bedingt durch Aushandlungen zu regulieren sind. Der Aufsatz möchte erklären, welche Positionen die Parteien im Deutschen Bundestag in diesem Konflikt bisher eingenommen haben, ob sich die Einstellungen ihrer Abgeordneten in der Bevölkerung widerspiegeln und ob es einen Einstellungswandel in den letzten Jahrzehnten gegeben hat. Für den Zeitraum zwischen 1974 und 2009 werden mittels eines qualitativ-quantitativen Methodenmixes Analysen der Parlamentsdokumente und der ALLBUS-Daten durchgeführt. Sie zeigen, dass es in der politischen Arena Meinungskoalitionen gibt, die zeitlich weitgehend konstant sind und deutlich entlang der Parteigrenzen verlaufen. In der Bevölkerung wie in der Politik fällt die Beurteilung von Schwangerschaftsabbrüchen je nach Begründung unterschiedlich aus: So wird ein Schwangerschaftsabbruch aus medizinischen oder kriminologischen Gründen grundsätzlich eher befürwortet als aus anderen Motiven. Forschungszusammenhang (Projekte) |
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(2013): From 'morality' policy to 'normal' policy : framing of drug consumption and gambling in Germany and the Netherlands and their regulatory consequences Journal of European Public Policy. 2013, 20(3), pp. 372-389. ISSN 1350-1763. eISSN 1466-4429. Available under: doi: 10.1080/13501763.2013.761506 |
Drug consumption and gambling are regarded as morality policies, especially in the American literature. Both are perceived as sinful and treated accordingly. This highly generalized assessment is rarely analysed systematically in a non-American context. Therefore, we investigate whether these policies are indeed framed morally and if this framing is stable over time in two European countries. Next, we analyse whether shifts in morality framing have consequences for regulation. In this way,we contribute to the literature on morality policies, particularly the ways in which these policies are defined and empirically identified. We identify morality policies based on how actors frame issues rather than by policies' substantive content. We show that the morality framing was once prominent but has lost its importance over time, and we find a close connection between frame shifts and policy output, although this is not a uniform development and does not characterize all cases. Forschungszusammenhang (Projekte) |
Name | Finanzierungstyp | Kategorie | Kennziffer |
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F. Hoffmann-La Roche AG | Nutzungsrecht | Nutzungsrecht aus Lizenzvertrag | 33971810 |
Laufzeit: | 01.09.2010 – 31.03.2014 |