Transnationale Versöhnungsrituale nach dem 2. Weltkrieg in Europa

Beschreibung

Die Erinnerung an eine traumatische Vergangenheit kann nicht nur zu besonderen Formen kollektiver Identität, sondern darüber hinaus auch zur Versöhnung ehemaliger Kontrahenten führen. Im Anschluss an die bisherige Forschungsarbeit soll untersucht werden, wie sich solche neuen Vorstellungen nationaler und transnationaler Identität in Ritualen gemeinsamer Erinnerung und Versöhnung artikulieren.BRVersöhnung kann auf zwei Wegen erfolgen: der eine orientiert sich an der Möglichkeit des "kulturellen Vergessens" und des Bruches mit der Vergangenheit, der andere an der Möglichkeit, die für beide Gemeinschaften traumatische Vergangenheit als Grundlage einer neuen übergreifenden kollektiven Identität zu begreifen. Diese neue übergreifende Identität bedarf repräsentativer Rituale der Versöhnung und des Gedenkens. Ein Vergleich politischer Versöhnungsrituale mit Ritualen des Opfergedenkens einerseits und rituellen Siegesfeiern triumphalistischer Erinnerungen andererseits soll dazu beitragen, die spezifische Form dieser Rituale zu analysieren. Dabei sind sowohl die strukturellen Verhältnisse zwischen den ehemaligen Feinden (Sieger und Besiegte), die historische Distanz zum traumatischen Konflikt, als auch kulturelle Modelle der Versöhnung zu berücksichtigen.BRWie bereits in der bisherigen Forschungsarbeit gehen wir davon aus, dass die Bedeutung politischer Versöhnungsrituale für die kollektive Identität nationaler oder transnationaler Gemeinschaften sich nicht einfach aus den Absichten der politischen Repräsentanten ergibt, sondern aus ihrer Rezeption durch das Publikum. Handlungssinn wird also nicht nur durch die Intention des Akteurs im Augenblick der Handlung, sondern mindestens ebenso durch die Auslegung und das Verstehen der Handlung konstruiert. Dies gilt insbesondere für politische Rituale, welche erst durch ihre Darstellung in den Massenmedien dem nicht anwesenden Publikum bekannt gemacht werden.BRIm Mittelpunkt des Forschungsprojektes stehen inhaltsanalytische Untersuchungen der medialen Resonanz auf Versöhnungsrituale zwischen Deutschland und den Siegern des Zweiten Weltkrieges. Hierzu sollen insbesondere die Zeremonien in Reims und Verdun, in Bitburg und Dresden im Spiegel der deutschen und internationalen Presse untersucht werden.

Institutionen
  • Fach Soziologie
Weitere Informationen
Laufzeit: 01.01.2000 – 31.12.2005