Felchen und Barsche sind die wirtschaftlich bedeutendsten Fischarten des Bodensees. Wie alle Wildtiere sind auch die Fische im Bodensee permanent Parasiten und Krankheitserregern in ihrer natürlichen Umgebung ausgesetzt. Dabei können die Auswirkungen von Parasitierungen je nach Parasitenart und Befallsstärke sehr unterschiedlich sein. Viele Parasitenarten haben keine oder kaum negative Auswirkungen auf das Wachstum oder den Gesundheitszustand der Fische, aber es treten auch negative Auswirkungen auf wie z.B. ein reduziertes Wachstum der Barsche durch Parasitenbefall mit dem Hechtbandwurm. Durch anthropogen bedingte Nährstoffbelastung des Wassers, Einschleppung und Einwanderung exotischer Arten und durch den Klimawandel haben sich die Bedingungen auch im Bodensee in den letzen Jahrzehnten stark verändert. In anderen Gewässern wurde gezeigt, dass diese Veränderungen starke Auswirkungen auf Parasit-Wirt Interaktionen haben können. Exotische Parasiten können einheimische Fische stark schädigen. Durch die Erwärmung können sich Parasit-Lebenszyklen verkürzen, und es kann zu einer Erhöhung der Virulenz mancher Parasitenarten kommen, welche im schlimmsten Fall zu einem Massensterben einzelner Fischarten führen kann.pWährend Vorarbeiten fanden wir durch einen Vergleich mit älteren Arbeiten über die Parasitenbelastung von Fischen im Bodensee Hinweise darauf, dass die Barsche heute von neuen Parasitenarten befallen sind, die bisher auch bei keiner anderen Fischart im Bodensee nachgewiesen worden waren. Dieser Befund zeigt, dass sich das Spektrum an Parasitenarten im Bodensee in den letzen Jahrzehnten verändert hat. Diese Veränderungen können verschiedene Ursachen haben. Eine Änderung des Nährstoffgehalts z.B. kann starke Auswirkungen haben, da viele Parasiten sehr komplexe Wirts- und Lebenszyklen haben. Diese hängen vom Vorkommen und der Abundanz der benötigten Zwischenwirte (häufig Schnecken oder andere Invertebraten) ab, welche wiederum stark durch den Nährstoffgehalt des Wassers beeinflusst sein können. So kann die Eutrophierung (starke Nährstoffbelastung) und darauf folgende Reoligotrophierung (nachlassende Nährstoffbelastung) des Bodensees während der letzen 40-50 Jahre zu einer sehr variablen Zusammensetzung der Parasitengemeinschaften für die Fische geführt haben. Zusätzlich können neue Parasitenarten durch eingeschleppte Wirtsarten in den Bodensee gelangt sein. Seit den 1960er Jahren wurden 12 neue Tierarten (Neozoen) im Bodensee gefunden, von welchen eine Fischart (Kaulbarsch) und drei Molluskenarten (Zebramuschel, Körbchenmuschel und Neuseeländische Zwergdeckelschnecke) als Zwischenwirte für eine Reihe von Fischparasiten bekannt sind.pIn diesem Forschungsprojekt sollen Untersuchungen zur Parasitenbelastung bei Barschen und Felchen durchgeführt werden. Im Fokus stehen vergleichende Untersuchungen zu älteren Arbeiten, um den Einfluss von sich ändernden Umweltbedingungen auf die Stärke des Befalls mit „alten“ und neuen Parasitenarten bei beiden Fischarten zu erfassen. Dazu sollen auch saisonale und geografische Unterschiede in der Parasitenbelastung beider Fischarten untersucht werden. Wir möchten mittels neutraler genetischer Marker analysieren, ob die Barsche und Felchen an den verschiedenen Fangorten zu unterschiedlichen Populationen gehören und sich hier an unterschiedliche Parasiten angepasst haben könnten. Ausserdem werden wir eine genaue Artbestimmung der Parasiten mittels moderner genetischer Methoden durchführen.