Multivariate Analyse von Handelsprozessen auf der Transaktionsebene

Beschreibung

Ziel dieses Projektes ist es, multivariate Modelle für dieBeschreibung von Handelsprozessen auf der Transaktionsebene zuspezifizieren und für Marktmikrostrukturanalysen sowieVolatilitäts- und Liquiditätsmessungen anzuwenden.Finanzmarktdaten auf dem Transaktionsniveau enthaltenInformationen über einzelne Transaktionen, Quotes und (im Falleelektronischer Handelsplattformen) Orders und gestatten tiefereEinblicke in die Struktur und die Dynamik eines Marktes auf derMikro-Ebene. Die speziellen Eigenschaften nicht-aggregierter Finanzmarktdaten, wie die zeitliche Irregularität und Diskretheit einzelner Beobachtungen, erfordern die Verwendung ökonometrischer Verfahren, in denen Zeitreihenansätze mit klassischen mikro-ökonometrischen Verfahren (Verweildauermodelle, Zähldaten-modelle, Qualitative Antwortmodelle) verknüpft werden.Während bei den methodischen Entwicklungen bisher univariateAnsätze im Vordergrund standen, steht in diesem Teilprojekt dieSpezifikation multivariater Modelle im Mittelpunkt. DieNotwendigkeit multivariater Verfahren ergibt sich durch zweiAspekte: Zum einen stehen die Charakteristika vonTransaktionsprozessen (z.B. Preise, Volumina,Inter-Transaktionsdauern) in einem engen kausalen Zusammenhang underfordern simultane dynamische Modellierungen. Derartige Ansätzesind notwendig, um tiefere Erkenntnisse über dynamische Strukturensowie wechselseitige Beziehungen und kausaleAbhängigkeiten einzelner Variablen zu erhalten. Damit bilden multivariate Ansätze einen wertvollen methodischen Rahmen für Marktmikrostrukturanalysen, in denen Rückschlüsse auf individuelles Händlerverhalten sowie Informationsverbreitung und -verarbeitung auf Finanzmärkten gezogen werden sollen.Ein weiterer zentraler Aspekt ergibt sich durch die zunehmende Verfügbarkeit von Detailinformationen, die es ermöglichen, zwischen verschiedenen Typen von Transaktionen und Quotes zu unterschieden. Ein Maximum an Information findet sich in Limit-Orderbuch-Daten elektronischer Handelssysteme wieder, die eine komplette Rekonstruktion des Orderbuches und damit des gesamten Handelsflusses erlauben. Ökonometrisch lassen sich derartige mehrdimensionale Handelsprozesse durch Modelle für multivariate Punktprozesse erfassen. Damit ist es möglich, Interdependenzen und Kausalitäten zwischen verschiedenen Typen von Beobachtungen zu modellieren, wie z.B. simultane Modellierungen des Kauf- und Verkaufprozesses oder des Transaktions- und Quoteprozesses. Verwendung finden multivariate Punktprozess-Modelle darüber hinaus, um die wechselseitige Beziehung zwischen dem Transaktionsprozess und dem Orderfluß in Limit-Orderbuch-Märkten zu untersuchen.Neben Marktmikrostruktur-Analysen ergibt sich ein zentraler Schwerpunkt dieses Projektes durch die Verwendung der entwickelten ökonometrischen Verfahren für die Modellierung von Volatilität und Liquidität. In diesem Kontext werden die in Transaktionsdaten enthaltenen Informationen zur Konstruktion von alternativen Volatilitäts- und Liquiditätsmaßen ausgenützt. Eine wichtige Rolle spielen dabei zeitliche Strukturen auf Finanzmärkten. Beispielsweise gestattet die Modellierung von (multivariaten) Preisintensitäten dieKonstruktion alternativer (multivariater) Volatilitätsmaße, diefür VaR-Überlegungen in der finanzwirtschaftlichen Praxis durchausvon Bedeutung sind. Zum anderen erfassen Volumensintensitätenzentrale Determinanten der Liquidität. In diesem Kontext soll dermethodische Rahmen verwendet werden, um adäquate multidimensionaleLiquiditätsmaße zu konstruieren. Mit Hilfe dieser Instrumentarienwird versucht, tiefere Erkenntnisse über potentielleDeterminanten von Intratages-Volatilität und Liquidität zugewinnen. Eine wichtige Fragestellung wird sein,inwieweit die Marktliquidität durch die Veröffentlichungvon Informationen beeinflusst wird.

Institutionen
  • FB Wirtschaftswissenschaften
Weitere Informationen
Laufzeit: 16.07.2003 – 02.04.2007