Beeinflusst die Raumgestaltung soziales Handeln? – Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt an der Schnittstelle von Psychologie und Architektur

Beschreibung

Einen großen Teil ihrer beruflichen und privaten Zeit verbringen Menschen in Räumen. Bislang fehlen jedoch systematische Forschungsarbeiten, wie sich Räume auf soziale Interaktionen auswirken. Kann beispielsweise eine sozial- und motivationspsychologisch fundierte Raumgestaltung das Vertrauen zwischen Personen fördern und den konstruktiven Umgang mit Kritik stärken? Ziel des hier vorgeschlagenen Forschungsprojekts ist es, diese Fragen an der Schnittstelle von Architektur und Sozial/Motivationspsychologie systematisch zu untersuchen und so die Grundlagen für empirisch gestützte planerische Entscheidungen zu erarbeiten. Mit der Entwicklung differenzierter Theorien und Methoden zum Messen und Testen bewusster wie unbewusster psychologischer Prozesse ist in den letzten Jahren ein neu aufkommendes Interesse an der Wirkung des Raumes auf den Menschen festzustellen (für einen Überblick, siehe Richter, 2008). So ist der Einfluss raumgestalterischer Merkmale wie Dimensionierung (z.B., Meyers-Levy & Zhu, 2007), Licht (z.B., Sleegers et al., 2012), Farben (z.B., Mehta & Zhu, 2009), aber auch komplexere Konzepte wie Territorialität (z.B., Block & Stokes, 1989) und Behavior Setting (z.B., Saup, 1999) auf die kognitive Leistungsfähigkeit empirisch abgesichert. Einen Mangel an systematischer Forschung gibt es jedoch zum Einfluss raumgestalterischer Merkmale auf soziale Interaktionen, obwohl deren Relevanz schon früh betont wurde (z.B., Davis, Glick, & Rosow, 1979). Die wenigen vorliegenden Studien deuten bereits darauf hin, dass die Raumgestaltung einen systematischen Einfluss auf soziale Interaktionen ausübt; zum Beispiel auf Interaktionen von ÄrztInnen und PatientInnen (z.B., Marberry, 2006). Aktuelle sozial- und motivationspsychologische Theorien und Konzepte zur intentionalen Handlungssteuerung versprechen hier einen deutlichen Erkenntnisgewinn (z.B., Aarts & Dijksterhuis, 2003; Bargh, Schwader, Hailey, Dyer, & Boothby, 2012; Wieber, Suchodoletz, Heikamp, Trommsdorff, & Gollwitzer, 2011; Wieber, Thürmer, & Gollwitzer, in press), indem sich mit ihrer Hilfe begründete Hypothesen zur Raumwirkung formulieren lassen. Diesen Ansätzen zufolge können Ziele, die eine Person hat, durch den situativen Kontext aktiviert werden (goal priming). So genügten bereits Bilder einer Läuferin, die ein Rennen gewinnt, um unbewusst das Leistungsziel von Mitarbeitern eines Universitäts-Call Centers zu aktivieren und so zu höheren Spendeneinwerbungen zu führen (Shantz & Latham, 2011). Die Raumgestaltung sollte folglich auch Kooperationsziele aktivieren und so soziale Interaktionen unterstützen können. Angesichts dieser Situation erscheint systematische Forschung notwendig und vielversprechend. Im vorliegenden Forschungsvorhaben soll daher die Wirkung der Raumgestaltung in repräsentativen sozialen Kontexten getestet werden.

Institutionen
  • FB Psychologie
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Laufzeit: 18.06.2013 – 30.06.2016