Politische Ökonomie der sozialstaatlichen Institutionen
Der Wohlfahrtsstaat galt seinen Kritikern zwar seit seinen Ursprüngen im 19. Jahrhundert permanent als in der Krise, aber die jüngsten Krisendiagnosen werden auch von seinen Befürwortern ernst genommen Die Vorstellen, dass neue Herausforderungen wie die Globalisierung der Wirtschaftsbeziehungen, der demographische Wandel oder die Veränderung der Erwerbs- und Familienstrukturen den Sozialstaat unter Anpassungszwang setzen, gilt heute fast als Allgemeinplatz. Besondere Herausforderungen bingen die reduzierten nationalstaatlichen Handlungschancen im Kontext der Internationalisierung der Märkte und der europäischen Integration mit sich. Eine grundsätzliche Überprüfung der Ziele, Funktionsweisen, Effektivität und Legitimität der sozialen Sicherungssysteme erscheint heute dringend erforderlich. Die Frage, ob nationale Versicherungs- und Verteilungsziele in Wirtschaftsräumen mit einem hohen Maß an Mobilität von Gütern und Produktionsfaktoren ohne internationale Koordination überhaupt noch erreichbar sind, hat im vergangenen Jahrzehnt einen wachsenden Zweig der ökonomischen Theorie beschäftigt. Parallel hierzu wurden auch in der Politikwissenschaft die Konsequenzen der zunehmenden ökonomischen und regionalen Integration für die nationale Souveränität und die Machtverteilung zwischen organisierten Interessen diskutiert.
Vor diesem Hintergrund strebt das vorliegende Projekt an, Notwendigkeit und Möglichkeit einer Reform des Sozialstaats mittels einer Institutionenanalyse zu untersuchen. Am Beispiel westeuropäischer Staaten soll durch eine politisch-ökonomische Analyse sozialstaatlicher Institutionen festgestellt werden, was theoretisch wünschenswert und praktisch realisierbar ist. Die entscheidende methodische Innovation des vorgeschlagenen Forschungsdesigns liegt über die Weiterentwicklung des theoretischen und empirischen Grundlagenwissens hinaus in seiner Transdisziplinarität.
Die Institutionenanalyse wird in 3 Bereichen unternommen: Der übergreifende Teilbereich (TB) 1 erforscht die Mechanismen zwischenstaatlicher Koordination in der Sozialpolitik auf europäischer Ebene. TB 2 wendet die dabei gewonnenen Erkenntnisse auf Teilbereiche der Sozialpolitik an: TB 2a untersucht die Notwendigkeit einer Reform der Rentenversicherungssysteme und die institutionellen Möglichkeiten und Hindernisse bei ihrer Realisierung. TB 2b untersucht die optimale Gestaltung der Arbeitslosenversicherung sowie die Durchsetzbarkeit von Reformen auf diesem Gebiet in den Staaten Westeuropas.
Since the end of the 1970s, a number of factors - a slowdown in economic growth, increased economic integration, unfavourable demographic developments, fiscal pressures - have placed European nations under pressure to reform their pension systems. Despite these pressures, however, it is often assumed - by both scholars and journalists - that politics set barriers to pension reform. Some theories emphasize the role played by voters, arguing that as the median voter ages, politicians will face electoral difficulties if they cut public pension programs. Others focus instead on interest groups, assuming that particular groups - in the case of pension politics, most especially unions - block reforms. Yet a third group emphasizes features of the political system - in particular political competition and the existence of an institutional separation of powers - that make reform more difficult This project investigates whether there are indeed systematic differences in political systems that make pension reform more difficult in some countries than in others. To this end, the project seeks to establish, "how much" reform and of what "type" has been undertaken by the nations of the European Union in the last 20 years. Second, once the magnitude, direction and variance in reform have been documented, it seeks to determine to what extent political-institutional factors - controlling for factors related to problem pressure, such as public debt, government deficits, population and economic growth, as well as the existing pension system - have proved to facilitate or impede pension reform.
- FB Wirtschaftswissenschaften
Name | Kennziffer | Beschreibung | Laufzeit |
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Deutsche Forschungsgemeinschaft | 591/03 |
Laufzeit: | 01.10.2000 – 30.09.2005 |