GLOBALISIERUNG UND INNENPOLITISCHE STABILITÄT

Beschreibung

DER EINFLUSS AUßENWIRTSCHAFTLICHER ÖFFNUNG AUF DAS INNENPOLITISCHE KONFLIKTPOTENTIALpDr. Margit BussmannbrProf. Dr. Gerald SchneiderpDas Forschungsprojekt will überprüfen, inwiefern die von verschiedensten Staaten in den letzten Jahrzehnten betriebene außenwirtschaftliche Öffnung das innenpolitische Konfliktpotential beeinflusst. Der Einfluss der Globalisierung und ihrer Begleiterscheinungen auf die Innenpolitik der Nationalstaaten ist eines der zentralen Desiderate im liberalistischen Ansatz zur Konflikt- und Friedensforschung. Bis jetzt beschäftigte sich die Nachfolgeforschung zum "Demokratischen Frieden" nämlich fast ausschließlich mit zwischenstaatlichen Konflikten. Wenig empirische Arbeit wurde bisher unternommen, um die Stichhaltigkeit des ¿liberalen' Friedens in bezug auf innenpolitische Gewalt zu erkunden. Das ist umso störender, da seit einiger Zeit deutlich mehr Bürgerkriege als zwischenstaatliche Kriege ausgefochten werden. pDie Frage nach den politischen Implikationen des "Wettlaufs zum Freihandel" ist durch die Debatte über die Auswirkungen der Globalisierung motiviert. So glauben einige Gegner der Globalisierung, dass die Liberalisierung der Außenhandelspolitik die Einkommensungleichheit verschärfe und so ein vorwiegend wirtschaftlich bedingtes, internes Konfliktpotential schüre. Im Gegensatz dazu verbindet die Mehrzahl der Ökonomen und Politiker außenwirtschaftliche Öffnung mit der Erwartung von Wirtschaftswachstum und, damit verknüpft, mit der Hoffnung auf eine gesellschaftliche Stabilisierung. Eine dritte Position in dieser Debatte besteht darin, aufgrund der kurz- und mittelfristigen Umverteilungswirkungen außenwirtschaftlicher Öffnung eine Erhöhung des Risikos von innenpolitischen Konflikten für den Zeitraum zu erwarten, in dem ein Staat sich wirtschaftlich restrukturiert. Im Rahmen dieser Auseinandersetzungen ist die Frage zentral, ob die Liberalisierung der Außenwirtschaftspolitik Gesellschaften destabilisiert oder gerade in Zeiten wirtschaftlicher Krisen die anziehenden innenpolitischen Konflikte mindern kann. pWir greifen drei Spielarten dieses Diskurses auf und fragen nach, bra) inwiefern außenwirtschaftliche Öffnung längerfristig das innenpolitischen Konfliktpotential erhöht oder ob die Liberalisierung eine gegenteilige Wirkung hervorruft;brb) ob außenwirtschaftliche Öffnung zwar längerfristig keine solche Wirkungen entfaltet, aber in der Transistionsphase die Konfliktwahrscheinlichkeit erhöht; brc) in welchem Ausmaß der möglicherweise negative Effekt außenwirtschaftlicher Öffnung an die Wirkung anderer Faktoren geknüpft ist. So kann sich in einer Demokratie außenwirtschaftliche Öffnung zwar in Protesten äußern, diese werden jedoch nicht gewalttätig, da die Bevölkerung verschiedene legale Ausdrucksformen für ihre Unzufriedenheit hat. In einem Staat, in dem die Bevölkerung kaum Rechte hat, kann es durchaus zu gewalttätigen Ausschreitungen kommen. Weitere vermittelnde Faktoren sind Entwicklungsstand, Einkommensverteilung und Bevölkerungsgröße.pIn der Studie werden wir den möglichen Zusammenhang zwischen außenwirtschaftlicher Öffnung und innenpolitischem Konfliktpotential zunächst formaltheoretisch erkunden, wobei sich unser Modell an die klassische Literatur zur außenwirtschaftlichen Öffnung anlehnen wird. Wir begreifen dabei die innenpolitischen Auseinandersetzungen um die außenwirtschaftliche Orientierung als Verhandlung zwischen gesellschaftlichen Gruppen. Aus diesem Modell leiten wir Hypothesen ab, die wir mit einem Paneldesign empirisch überprüfen und deren Stichhaltigkeit wir auch mit Regional- und Länderstudien qualitativ erforschen. pWir erwarten, dass dieses Projekt die Diskussionen um die Folgewirkungen der ökonomischen Integration versachlicht und gleichzeitig einen signifikanten Beitrag zur These des "freihändlerischen Friedens" leistet. Neben Publikationen in Fachorganen ist auch vorgesehen, gezielt über populärwissenschaftliche Veröffentlichungen und Vorträge ein breites Publikum zu erreichen.

Institutionen
  • FB Politik- und Verwaltungswissenschaft
Mittelgeber
Name Finanzierungstyp Kategorie Kennziffer
Sonstige Drittmittel Forschungsförderprogramm 611/02
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Laufzeit: seit 31.05.2004