Gegenwärtig ist zu beobachten, wie in der deutschsprachigen Mediävistik – nach einem jahrzehntelangen Schattendasein – die Beschäftigung mit Krieg als historischem Phänomen an Boden gewinnt. Hingegen spielt die Frage, wie mittelalterliche Kriege beendet wurden, nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Zwar gibt es viele ideengeschichtliche Arbeiten zum Friedensverständnis des Mittelalters, und auch das Fehdeverbot als Durchsetzung des inneren Friedens fand unzählige Bearbeiter; wenig Interesse wurde bislang jedoch dem Ende des großen Krieges, des sog. „namhaftigen Krieges“, entgegengebracht, der im Hochmittelalter eher transkultureller, im Spätmittelalter dann bisweilen auch schon transnationaler Natur war, und der von der Fehde zu unterscheiden ist.Die Beilegung solcher Konflikte soll im Zentrum dieses Projektes stehen – und davon ausgehend das konkrete Friedenshandeln und die mit den jeweiligen Friedensschlüssen verbundenen Vorstellungen. Diesbezüglich besonders aufschlussreich sind wiederum Friedensvereinbarungen, die Kriegszüge gegen Heiden und Häretiker beendeten. Denn laut kirchlicher Normvorstellung war Frieden nur innerhalb der rechtgläubigen Christenheit möglich, Friedensverträge mit Angehörigen anderer Religionen oder religiösen Abweichlern somit ausgeschlossen. Trotzdem hat es solche Verträge die mittelalterlichen Jahrhunderte hindurch immer wieder gegeben. Daher sind Fragen nach der Funktion der Religionen und nach religiösen Differenzen als Schlüsselfragen zum Verständnis dieser Friedenskonzeptionen zu betrachten.