Sichtbarmachung des Gotteswortes. Die Mediengeschichte frühmittelalterlicher Prachteinbände

Beschreibung

Im ersten Teil der mittelalterlichen Messe, dem Wortgottesdienst, findet eine rituelle Aufführung des liturgischen Buches statt. Vergleichbar der sakramentalen Gegenwart Gottes im Altaropfer sollte Gott auch bei der Lesung der Heiligen Schrift gegenwärtig werden. Die Ausstattung liturgischer Bücher mit kostbaren Prachteinbänden hat die Funktion, diese Gegenwart Gottes im Buch für die Teilnehmer der Messe sichtbar zu machen. So legen Zeugnisse zum Gebrauch liturgischer Handschriften im Frühmittelalter den Schluss nahe, dass es in erster Linie das Äußere des Buches war, welches das Gotteswort für die Teilnehmer liturgischer Rituale repräsentierte: die meiste Zeit über blieben die Kodizes geschlossene Buchkörper. Wenn sie bei der Lesung geöffnet wurden, dann waren ihre aufgeklappten Einbände die für das Publikum sichtbare Schauseite des heiligen Texts. Im Rahmen des Projekts sollen u.a. folgende Aspekte des von der Forschung bislang stark vernachlässigten Themas aufgearbeitet werden: die Zusammenstellung der verwendeten Materialien (Edelmetalle, Edelsteine, Elfenbein, Textilien), die Auswahl und Gestaltung der Bildthemen (Kreuzigung, Himmelfahrt, Maiestas), die Möglichkeiten einer visuellen Verknüpfung von Vorder- und Rückseite in den unterschiedlichen Gebrauchssituationen der Einbände und die Selbstreflexion des Mediums über die regelmäßig vertretenen Motive von heiligem Autor und heiligem Buch.

Teilnehmer
  • Ganz, David - Projektleiter*in
Institutionen
  • Zukunftskolleg
Mittelgeber
Name Finanzierungstyp Kategorie Kennziffer
Exzellenzinitiative Drittmittel Forschungsförderprogramm 819/08
Weitere Informationen
Laufzeit: seit 31.10.2012