Die Rolle der regionalen Eliten in Russisch-Fernost im Entscheidungsfindungs- und Ausführungsprozess der sowjetischen Aussenpolitik gegenüber Ostasien, 1920-1938

Description

In dem Projekt sollen folgende Zusammenhänge untersucht werden: 1. Die wachsende wirtschaftlich-strategische Bedeutung des russischen Fernost angesichts der fortschreitenden japanischen Aggression in Ostasien und die Teilnahme der regionalen Behörden im Entscheidungs- und Exekutivprozess in der Außenpolitik. Dabei ist wichtig zu zeigen, wie sich während verschiedener Etappen in der Auseinandersetzung mit den bedeutenden außenpolitischen Konkurrenten, China (1920-1931) und Japan (1920-1925, 1929-1938), der Stellenwert des russischen Fernost in der sowjetischen Wirtschaft und Politik erhöhte und wie der Mechanismus der zentralen Verwaltungskontrolle in dieser Region beeinflusst wurde. Es muss untersucht werden, welche zentralen Institutionen sich mit welchen Kompetenzen in der fernöstlichen Problematik engagierten und wie sich die persönliche/ institutionelle und inhaltliche Zusammensetzung der "zentralen" Präsenz im russischen Fernost von 1920 bis 1938 änderte. 2. Der Zustand der Kommunikationsnetze und die "kommunikationsbedingte" Integration der regionalen Eliten des Fernen Ostens im Exekutivprozess der sowjetischen Ostasien-Politik. In diesem Teil soll untersucht werden, wie das Kommunikationssystem der Regierung mit dem russischen Fernost und der diplomatische Kurierdienst mit Ostasien aufgebaut wurden. Eine besondere Bedeutung wird der Analyse der Engstellen (technische, finanzielle, organisatorische) in der Informationskette zwischen dem "Zentrum" und den Akteuren der Außenpolitik vor Ort beigemessen. 3. Die Einbindung der regionalen Eliten in die "überinstitutionellen"/ überregionalen informellen Machtnetzwerke und ihre Einflussnahme auf den außenpolitischen Prozess. Es ist beabsichtigt das verzweigte System dieser Netzwerke namentlich darzustellen. Dabei soll geprüft werden, inwiefern diese Verbindungen konstant und definitiv als wichtige Kanäle der Informations-, Ressourcen- und Machtübertragung aufrecht erhalten wurden. Schließlich wird die Frage aufgegriffen, wie die Einbindung der regionalen Eliten in diese Netzwerke ihre Teilnahme im Entscheidungs- und Exekutivprozess der ostasiatischen Außenpolitik ermöglichte bzw. begünstigte. 4. Die Auswirkung der inneren regionalen Spezifika (Grenzlage, nationale Probleme, wirtschaftliche und politische Situation) auf die außenpolitischen Vorstellungen der regionalen Eliten. Die "Zentrum- Peripherie" und "zwischen-regionalen" (Sibirien - Ferner Osten) Diskrepanzen hinsichtlich der sowjetischen Außenpolitik in Ostasien. Dabei werden folgende Probleme im Vordergrund stehen: Die Frage der koreanischen Minderheit; Transbaikalien und die mongolische Frage; die wirtschaftliche Abhängigkeit des russischen Fernost von der Mandschurei und die japanischen Aggressionspläne im Nordosten Chinas, die russische politische Opposition in der Mandschurei und die Sowjetmacht. Es soll untersucht werden, in welcher Form diese innenpolitischen Probleme einen Einfluss sowohl auf die Vorstellungen der regionalen Eliten über die sowjetisch-japanischen und sowjetisch-chinesischen Verhältnisse als auch auf den realen außenpolitischen Prozeß ausübten. 5. Die inneren formellen und informellen Hierarchien der regionalen Eliten in institutioneller (Partei- und Staatsapparat, Armee- und OGPU-NKVD-Machtgremien), personeller und inhaltlicher Hinsicht und ihre Auswirkungen auf den Entscheidungs- und Exekutivprozess der ostasiatischen Außenpolitik. Es soll u.a. untersucht werden, wie sich die Zusammenarbeit bzw. die Konkurrenz der zwei mächtigsten "Autoritäten" in der Region gestaltete, des Oberkommandierenden der "Besonderen Fernöstlichen Armee" Vasilij Bljucher (1929-1938) und des Bevollmächtigten des OGPU- NKVD in Fernost Terentij Deribas (1929-1937).

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Period: 15.03.2002 – 15.03.2005