Konstruktion kollektiver Identität und Dynamik organisationalen Lernens in UN-Friedensmissionen
Im Rahmen des Projekts wird untersucht, wie sich UN-Friedensmissionen als eine Form „fragiler“ Netzwerk-Organisationen integrieren und handlungsfähig werden. Fragile Organisationsformen kennzeichnen sich durch das Aufeinandertreffen von mehreren Akteuren mit divergierenden Legitimationserfordernissen, Handlungslogiken und Professionalisierungsgraden, die ein gemeinsames Ziel haben aber auch inkonsistente, potenziell konfliktäre Partialinteressen verfolgen. Weiterhin müssen zur Zielerreichung divergierende funktionale Kompetenzen der Akteure in Einklang gebracht werden und zwar häufig unter hohem Zeit- und (öffentlichem) Erfolgsdruck. UN-Friedensmissionen sind hierfür geradezu Paradebeispiele und zeigen leider auch immer wieder auf, wie prekär sich „Organisieren“ im Sinne von Integration zum Aufbau von Handlungsfähigkeit in fragilen Organisationen darstellt.
Die traditionelle Organisationslehre hat dazu nur wenig Orientierungshilfe anzubieten, da die dort diskutierten strukturellen Integrationsmechanismen – basierend auf hierarchischer Ordnung und zentralisierten, einheitlichen Autoritätsstrukturen – unter diesen Rahmenbedingungen, wenn überhaupt, nur sehr bedingt anwendbar sind. Als adäquat werden dagegen Integrations- und Selbstorganisationsmechanismen angesehen, die auf informelle Beziehungen sowie auf Freiwilligkeit und Interessenübereinstimmung zurückgreifen. Diese operieren durch die Einbindung der Akteure in Netzwerke von reziproken, unterstützenden Beziehungen. Sie funktionieren auf der Grundlage einer geteilten Identität mit gemeinsamen Realitätsbildern, Normen und Erfahrungen. Die gemeinsame Identität stellt die Verpflichtung auf das gemeinsame Ziel sicher und dient als Basis für die Kooperation und Koordination der verschiedenen Akteure.
Die Entstehung einer gemeinsamen Identität ist in fragilen Organisationen jedoch problematisch, denn Identitätskonstruktion kann einerseits nur im Kontext eines gemeinsam verfügbaren kulturellen Rahmens erfolgen, andererseits bringen die Akteure aber stark divergierende (organisations-)kulturelle Ausgangsmodelle in den Prozess der Identitätsbildung ein. Die Kernfragen des Projekts lauten somit: Wie lassen sich Integrationsprobleme in fragilen Organisationen handhaben? Wodurch wird Handlungsfähigkeit gefördert oder behindert?
Dazu soll untersucht werden:
- unter welchen Voraussetzungen und wie Akteure eine gemeinsame organisationale Identität konstruieren,
- wie sich dies auf kollektive Lernprozesse und den Aufbau von Handlungsfähigkeit auswirkt sowie
- welche Kompetenzen und Managementstrukturen benötigt werden, um diese Prozesse zu unterstützen.
- Döring, Sebastian - Academic staff
- Klimecki, Rüdiger - Project leader
- Schreiner, Melanie - Project leader
- Department of Politics and Public Administration
- Transferable Skills
Name | Finanzierungstyp | Kategorie | Project no. |
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F. Hoffmann-La Roche AG | right of use | right of use from license agreement | 87971907 |
Period: | 20.10.2006 – 31.12.2011 |